Ostereier, Osterhasen und Maikäfer wohin das Auge reicht – schokoladige Verführungen zu Ostern bedeuten vor allem – jedoch nicht nur – für Eltern eine besondere Herausforderung. Das Dilemma: wie lässt sich der Süßigkeitenkonsum (der Kinder) bei oftmals Unmengen an schokoladigen Geschenken managen?
In einer wissenschaftlichen Studie untersuchen Ogden, Cordey, Cutler und Thomas (2013) in diesem Zusammenhang den Einfluss elterlicher Restriktion auf die konsumierte Menge sowie die gedankliche Beschäftigung mit den Schoko-Ostereiern. Die Autoren kommen zu dem Ergebnis, dass eine Restriktion zwar kurzfristig zu einem geringeren Konsum beiträgt, allerdings auch die (gedankliche) Beschäftigung mit der Süßigkeit verschärft, was längerfristig betrachtet eben das Essverhalten, was man vermindern möchte, womöglich fördert.
Mit Hilfe eines experimentellen Designs teilten Ogden et al. (2013) 86 überwiegend (88,9%) normalgewichtige Kinder zwischen 4-11 Jahren randomisiert einer der beiden Gruppen zu - mit elterlicher Restriktion oder ohne elterliche Restriktion im Hinblick auf den Konsum der als Geschenk erhaltenen Schoko-Ostereier. Die Eltern wurden mit folgenden Einweisungen zur Restriktion bzw. Nicht-Restriktion betraut:
- Restriktion: ´Erlauben Sie Ihrem Kind den Zugang zu Schoko-Ostereiern wenn und wann es dies möchte. Erlauben Sie Ihrem Kind Schoko-Ostereier zu jeder Tageszeit zu essen. Erlauben Sie Ihrem Kind so viele Schoko-Ostereier zu essen, wie es möchte.´
- Nicht-Restriktion: ´Platzieren Sie alle Schoko-Ostereier auf einem Regal außerhalb der Reichweite Ihres Kindes. Erlauben Sie Ihrem Kind nicht, innerhalb einer Stunde nach einer Mahlzeit Schoko-Ostereier zu essen. Erlauben Sie Ihrem Kind nicht, jedes Mal mehr als ein Schoko-Osterei zu essen (es muss mindestens eine halbe Stunde Abstand eingehalten werden).´
Zu Beginn der insgesamt 2-wöchigen Untersuchungszeit sowie nach Ablauf dieser wurde die Beschäftigung der Kinder sowohl mit den Schoko-Ostereiern als auch mit anderen Süßigkeiten gemessen. Die sogenannte Beschäftigung umfasste das Nachfrage- und das Essverhalten. Die Operationalisierung erfolgte durch Einschätzungen der Eltern auf einer Skala von 1 = „Niemals” bis 5 = „Immer“ im Hinblick auf folgende Aussagen: a) Nachfrage nach Schoko-Ostereier (´verlangte nach Schoko-Ostereiern´, ´sprach über Schoko-Ostereier´, ´wollte Schoko-Ostereier essen´, ´fragte nach Schoko-Ostereiern´), b) Essen von Schoko-Ostereier (´aß Schoko-Ostereier´, ´ aß Schoko-Ostereier sehr schnell´, ´aß sehr viele Schoko-Ostereier auf einmal´, ´fühlte sich schlecht nach dem Essen von Schoko-Ostereiern´), c) Nachfrage nach anderen Süßigkeiten (´verlangte nach Süßigkeiten´, ´sprach über Süßigkeiten´, ´wollte Süßigkeiten essen´, ´fragte nach Süßigkeiten´), d) Essen anderer Süßigkeiten (´aß andere Süßigkeiten´). Zusätzlich wurde die tatsächlich konsumierte Menge an Schoko-Ostereiern innerhalb der 2-wöchigen Periode gemessen.
Die Ergebnisse zeigen, dass die konsumierte Menge in der Restriktions-Gruppe geringer war verglichen mit der Gruppe ohne Restriktion. Auch wenn Kinder beider Gruppen eine Reduktion in dem Ausmaß der Beschäftigung mit dem Genussmittel im Laufe der zwei Wochen zeigten, nahm diese innerhalb der Gruppe ohne Restriktion stärker ab als bei Verfolgung einer Restriktion. Dies führte dazu, dass Kinder in der Restriktionsgruppe sich nach Ablauf der zwei Wochen in größerem Ausmaß mit dem verbotenen Schoko-Osterei (gedanklich) beschäftigten als Kinder, deren Konsum nicht durch die Eltern eingeschränkt wurde.
Die Ergebnisse deuten demnach darauf hin, dass eine Restriktion zwar kurzfristig zu einem geringeren Konsum beiträgt, allerdings durch eine Verschärfung der (gedanklichen) Beschäftigung bei bewusster Einschränkung den gewünschten Effekt insbesondere langfristig betrachtet verfehlen mag. Eine zunehmende Beschäftigung kann so z.B. die natürliche Abnahme des Interesses, welche nach wiederholtem Konsum häufig einsetzt, verhindern.
Die Beantwortung der elterlichen Frage nach dem Umgang mit ungesunden Genussmitteln, die ihre Kinder häufig zu besonderen Feiertagen erhalten, hängt nach Meinung der Autoren also von dem Ziel ab, das man verfolgt. Sie raten Eltern: Wenn Sie möchten, dass Ihr Kind aktuell weniger konsumiert, verbieten Sie den Konsum – wenn Sie allerdings möchten, dass ihr Kind sich weniger mit den Versuchen beschäftigt, das Verbotene zu konsumieren, überlassen Sie es ihm (in Maßen) und lassen Sie es „hinter sich bringen“ und das Interesse daran natürlicherweise verblassen.
Die Ergebnisse von Ogden et al. lassen sich sicherlich auch auf den ein oder anderen Erwachsenen übertragen, den das kennen wir doch alle: denken Sie NICHT nicht ein Schoko-Ostereier! Woran denken Sie gerade?
…in diesem Sinne: genießen Sie ruhig das ein oder andere Schoko-Osterei.
Ogden, J., Cordey, P., Cutler, L and Thomas, H. (2013): “Parental restriction and Children’s diets: the chocolate coin and easter egg experiments”, Appetite, 61; 36-44.
http://dx.doi.org/10.1016/j.appet.2012.10.021